Gutachten identifiziert zwei zentrale Problemfelder der Digitalisierung und bietet Handlungsempfehlungen

Der Wissenschaftliche Beirat beim Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) hat ein Gutachten zum Thema „Die Zukunft der Arbeit in der digitalen Transformation“ veröffentlicht. Darin empfiehlt der Beirat einen digitalen Aufholprozess zur Stärkung der Marktposition deutscher Unternehmen und ein integriertes System der Aus- und Weiterbildung. Das Mittelstand-Digital Zentrum Rheinland empfiehlt regional ansässigen Unternehmen aus dem Mittelstand, für ihre künftige Weiterentwicklung im Rahmen der digitalen Transformation die wirtschaftspolitischen Handlungsempfehlungen zu prüfen und sich auf daraus ergebende Veränderungen einzustellen.

Das Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats lenkt damit den Blick darauf, dass wir aktuell mehrere Transformationen durchlaufen: Die Transformation hin zu ökologischer Nachhaltigkeit und Klimaneutralität und die fortschreitende Digitalisierung.

Der Beirat identifiziert aber zwei zentrale Problemfelder, die sich im Zuge der digitalen Transformation auf dem deutschen Arbeitsmarkt ergeben könnten: qualifikatorischer und regionaler Mismatch, sowie steigende Lohn- und Einkommensungleichheit. Hierfür entwickelt der Beirat im vorliegenden Gutachten wirtschaftspolitische Strategien und kommt zu den folgenden zentralen Empfehlungen.

Digitaler Aufholprozess

Positive Lohn- und Beschäftigungseffekte neuer digitaler Technologien sind in Deutschland umso wahrscheinlicher, je stärker die heimischen Unternehmen bei der Erzeugung und Anwendung dieser Technologien aufgestellt sind. Im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI) sind aber erhebliche Defizite und Handlungsbedarfe zu konstatieren, insbesondere bei klassischen „datenhungrigen“ Formen der KI. Hierfür muss die kooperative Nutzung großer Datenmengen über Unternehmensgrenzen hinweg ermöglicht werden.

Zudem ist es für den digitalen Aufholprozess Deutschlands geboten, Institutionen des Technologietransfers zu stärken und die Unterstützung von Entrepreneurship an den Hochschulen sowie die Digitalisierung der Verwaltung voranzutreiben.

Wagniskapital gilt es im erforderlichen Umfang staatlich zu fördern, um bei KI und anderen neuen digitalen Technologien den Übergang von Pilotentwicklungen zu marktfähigen Systemen voranzubringen.

Bei neuen Formen der KI, die auf einem engen Zusammenwirken von Mensch und Maschine basieren, verfügen deutsche Unternehmen über eine gute Ausgangsposition. Um diese Wertschöpfungspotentiale zu heben, sollten Forschung, Wirtschaft und öffentliche Einrichtungen eng zusammenarbeiten, um im Dialog eine „lernende Regulierung“ zu etablieren. Diese umfasst neuartige vertrags- und arbeitsrechtliche Aspekte, die sich im Zuge dieser digitalen Transformation stellen.

Ein integriertes System der Aus- und Weiterbildung

Eine wesentliche wirtschaftspolitische Antwort wird eine umfassende Strategie der beruflichen Weiterbildung sein müssen. Dies umfasst nicht nur betriebsinterne Weiterbildungen („on the job“), sondern auch Umschulungen für einen Berufswechsel über Branchengrenzen, die zum Abbau des Mismatches künftig verstärkt nötig sein werden.

Eine vielversprechende Option für Umschulungen gerade im Bereich der stark betroffenen Facharbeiter:innen im mittleren Qualifikationssegment könnte aus Sicht des Beirats darin bestehen, ein an das duale Ausbildungssystem angelehntes Weiterbildungssystem aufzubauen. In einem solchen echten „System“ für lebenslanges Lernen ließen sich die Vorteile des dualen Ausbildungssystems auf die Weiterbildung übertragen. Es sollte Menschen ermöglichen, auch im höheren Alter noch neue und signalstarke Bildungszertifikate erlangen zu können.

Wie im dualen Ausbildungssystem würden Bildungsteilnehmer:innen, Unternehmen und Staat jeweils einen Teil der (Finanzierungs-) Lasten übernehmen. Die Organisation der Abschlussprüfungen würde von den zuständigen Berufskammern durchgeführt. Dies stellt eine über die Betriebe hinweg vergleichbare und verifizierbare Standardisierung der erlernten Fähigkeiten sicher. Aus Gründen der allgemeinen Bekanntheit und Akzeptanz sollte ein solches duales Weiterbildungssystem möglichst bald flächendeckend umgesetzt werden.

Im Rahmen des Systems sollten regionale Arbeitsmarktunterschiede systematisch erfasst werden, um Umschulungsbedarfe und -möglichkeiten entsprechend abzubilden. So können in regionalen Transformationsnetzwerken die arbeitsangebotsseitigen Weiterbildungsaktivitäten mit nachfrageseitigen regional- und strukturpolitischen Initiativen verzahnt werden.

Um die Ausgestaltung der Elemente eines solchen Weiterbildungssystems zu konkretisieren, regt der Beirat an, zeitnah einen Runden Tisch aus Sozialpartnern, Politik, Weiterbildungsanbietern und Wissenschaft einzuberufen.

Zur Förderung einer flächendeckenden betriebsinternen Weiterbildung regt der Beirat die Vereinfachung des teils unübersichtlichen Fördersystems sowie die Prüfung einer gesetzlichen Verankerung eines Rechtsanspruchs auf Weiterbildung an.

Weitere Informationen zur Digitalisierung im Mittelstand

Der Wissenschaftliche Beirat berät das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz unabhängig in Form von Briefen und Gutachten in Fragen der Wirtschaftspolitik. Den Gegenstand seiner Beratungen bestimmt der Beirat selbst. Das aktuelle Gutachten zur Zukunft der Arbeit in der digitalen Transformation steht hier als PDF-Datei zum Download bereit.

Vor dem Hintergrund eines jährlichen Investitionsbedarfs von rund 70 Milliarden Euro in die Digitalisierung und in den Klimaschutz allein in Nordrhein-Westfalen kann das Team vom Mittelstand-Digital Zentrum Rheinland kleine und mittlere Unternehmen dabei unterstützen, ihre Digitalisierungsvorhaben anbieterneutral und kostenfrei vor der eigentlichen Umsetzung zu prüfen. Nutzen Sie unsere Unternehmenssprechstunden, um ihre Digitalisierungsvorhaben im persönlichen Gespräch vorzustellen. Oder Sie sprechen uns für einen individuellen Termin an – wir helfen gerne bei der Digitalisierung weiter!